
Premiere: Wenn der Rock, den du trägst, älter ist als du
Premiere: 30. April 2022, Kleines Haus
Von Katharina Schlender und Beteiligte
Ab 15 Jahren
Mit: Michael Amelung, Steven Cloos, Paula Gendrisch, Judith Nebel, Martin Valdeig
Regie: Ulrike Hatzer
Ausstattung: Marianne Hollenstein
Musik: Matthias Dziuk
Eine große Kleinstadt inmitten einer kleinen Großstadt: Das Piusviertel in Ingolstadt.
Vielen Spätaussiedler*innen bietet und bot das Quartier seit dem Ende des Kalten
Kriegs eine neue Bleibe, ein Zuhause, eine neue Heimat. Was bedeutet „Heimat“ für
Menschen, deren Familiengeschichte geprägt ist von Auswanderung, Deportation,
Flucht und Anpassung an immer neue politische, kulturelle und geographische Verhältnisse? Gehört nur der „deutsche“ Teil dieser Historien zur kollektiven deutschen
Geschichte oder das gesamte biographische Gepäck? Wie sehen das die Nachfahren
der Menschen, die vor über 250 Jahren dem Ruf der deutschstämmigen Zarin Katharina der Großen nach Russland folgten? Wie geht es den jungen Generationen damit,
dort als Deutsche und hier als Russ*innen nicht in das gängige Bild von Mehrheitsgesellschaft zu passen? Und wie geht es denen, die Eltern und Großeltern dieser jungen
Generationen sind?
Die Regisseurin Ulrike Hatzer taucht mit ihrem recherchebasierten Dokumentartheater
in diesen Teil der Geschichte Ingolstadts ein. Sie lädt Ingolstädter Russland-deutsche,
Deutsch-Russ*innen und (Spät-)Aussiedler*innen aller Generationen ein, von ihrer Familiengeschichte in Erzählwerkstätten zu berichten, führt Interviews mit Expert*innen
und recherchiert in unterschiedlichen Archiven über die sozial-gesellschaftlichen Zusammenhänge. Die daraus entstandenen Transkripte und Aufzeichnungen dienen der
Autorin Katharina Schlender als Inspiration für einen fiktiven Theatertext: Es ist der
Lebensweg der 17-jährigen Wolgadeutschen Irmgard und des 20-jährigen Kasachen
Aruzahn. Ihre gemeinsame Geschichte beginnt 1943. Episodisch begleitet die Autorin
ihre Hauptfiguren in schicksalhafte Situationen, Zustände und Lebensabschnitte ihrer
Biografien. Mit seinem Ende, das im Jahre 2027 schließt, weist das Drama über das
Schicksal seiner Hauptfiguren hinaus: Irmgard und Aruzahn wird es dann nicht mehr
geben, doch ihre Kinder…
